Vorfreude? Nein! Doch!!
die Anreise aus Regensburg nach Paris
Die Wochen und Tage vor meiner Abreise wollten sich einfach keine rechte Vorfreude einstellen. Sicherheitsbedenken und der Berg an Arbeit auf meinem Schreibtisch hielten mich in einem Zustand ständiger Anspannung. Doch dann war er endlich da: der Tag der Abreise. Donnerstag, der 25.07.2023.
Im Zug sitzend, irgendwo bei Eggmühl, wurde mir dann schlagartig plötzlich klar, dass ich mir da gerade einen echten Kindheitstraum erfülle. Ich hörte die Olympic Fanfare, dirigiert von John Williams, dem Meister der Filmmusik. Während ich darüber nachdachte, dass ich am 13. Februar 1988, als achtjähriger Junge im Bett meiner Eltern, meine Liebe zu Olympia und zum Sport entdeckt hatte und diese Leidenschaft nie wieder loslassen würde, stiegen mir Tränen in die Augen. Ich sehe mich als kleinen Jungen am C64 Summer und Winter Games spielen, Cool Runnings diverse Male im TV anschauen und unzählige Olympia-Übertragungen von scheinbar noch so absurden Sportarten zwischen 1988 bis 2022 in mich aufsaugen.
Und jetzt erfülle ich mir diesen Traum wirklich! Ich fahr da hin. Trotz meiner kritischen Haltung gegenüber korrupten Sportsystemen fasziniert mich die Idee von Olympia – die ganze Welt vereint in einem Sportfest, das Menschen zusammenbringt. Hoffentlich bleibt alles friedlich und ohne Zwischenfälle. Das schwingt nach wie vor natürlich irgendwie mit.
Das Flugzeug landete und in Paris angekommen unterhalte ich mich am Flughafen random mit einem Amerikaner, der mir eine fast identische Geschichte wie die meine erzählte: Auch er erfülle sich jetzt seinen Kindheitstraum, endlich einmal Olympia zu erleben.
Die Stimmung aufzusaugen und die Internationalität und das hoffentlich friedliche Fest gemeinsam zu erleben. Die Vorfreude stand uns beiden förmlich ins Gesicht geschrieben. Wir sprachen fünf Minuten miteinander, gaben uns die Hand und wünschten uns fröhliche Spiele. Ein Schulterklopfer und dann war er das auch schon: mein erster internationaler olympischer Moment – nicht nur die Sportler erleben also hier ihre magischen und zufälligen Augenblicke und Begegnungen, auch wir Besucher.
Nach dieser Begegnung stieg ich in ein Uber-Taxi und fuhr 1,5 Stunden um Paris herum nach La Plessis-Robinson. Stau! Wir fuhren durch St. Denis, einem sozialen Brennpunkt, in dem jetzt das olympische Dorf liegt. Ob das den Menschen dort langfristig zum Vorteil gereicht? Ich weiß es nicht, hoffe aber, dass Olympia in Form von bezahlbarem Wohnraum einen positiven Beitrag leistet. Schließlich müssen während der Spiele 40.000 Athleten dort untergebracht werden.
Und dann taucht plötzlich neben mir das imposante Stade de France auf, gebrandet mit “Paris 2024” und den Olympischen Ringen. In diesem Moment wird mir dann final klar: Das ist es jetzt. Ich bin da. Ich fahre zu Olympia und bin, in gewisser Weise, auch ein Teilnehmer, weil die Besucher mitunter den Charme des olympischen Gedanken mit ausmachen. Gerade nach den leeren Spielen von Tokyo vor vier Jahren.
Angekommen in meiner Unterkunft, freue ich mich auf das Abendessen und den bevorstehenden Eröffnungstag in Paris. Die Zeremonie auf der Seine werden wir in der deutschen Fanzone im Stade Jean Bouin erleben. Vorher möchten wir natürlich ein wenig von der Olympia-Stimmung in der Stadt aufsaugen. Ob das ob der ganzen Sicherheitsmaßnahmen gelingt?
Mit Vorfreude lege ich mich ins Bett, höre noch einmal die Olympic Fanfare und schlafe schließlich zufrieden ein.■